Arbeitgeberverband KFZ-Handwerk fordert weniger Urlaub und höhere Arbeitszeit ohne Entgeltausgleich

Achtung: Geisterfahrer auf der Autobahn

21.08.2020 | Nachdem im Januar die Tarifverträge im KFZ Handwerk von Arbeitgeberseite gekündigt wurden, präsentierten diese am 29. Juli 2020 ihre Forderungen. Und die haben es in sich: Die Beschäftigten sollen zukünftig 40 Stunden pro Woche arbeiten, also 4 Stunden pro Woche mehr und das ohne Entgeltausgleich. Zudem soll die 6-Tage-Woche mit Samstagen als Regelarbeitstag kommen.

Die Arbeitszeit soll zu Lasten der Beschäftigten flexibilisiert werden, so dass Arbeitszeiten von bis zu 45 Stunden die Woche drohen. Obendrein sollen die kostbaren Mehrarbeitszuschläge erst ab der 46 Stunde ausgezahlt werden, damit greift man erneut in die Taschen der Beschäftigten. Doch damit nicht genug: Als Dank für kostenloses Arbeiten soll den Beschäftigten der Urlaub reduziert werden, und zwar auf 4 anstatt 6 Wochen im Jahr. Das zusätzliche Urlaubsgeld soll ebenfalls gekürzt und nur nach „wirtschaftlichen Möglichkeiten“ ausgezahlt werden. Und was „wirtschaftlich möglich“ ist, entscheidet alleine der Arbeitgeber. Damit verlieren alle Beschäftigten ihr tariflich gesichertes und garantiertes Urlaubsgeld.

Zur Erinnerung: Als Argument für die Kündigung der Tarifverträge äußerte die Arbeitgeberseite den Bedarf nach modernen Tarifverträgen. „Die Forderungen der Arbeitgeber sind ein wahres Horror-Paket und ein Schlag ins Gesicht aller Beschäftigten. Seit Jahren leisten unsere Kolleginnen und Kollegen in den Autohäusern und Werkstätten gute Arbeit und stehen dabei tagtäglich unter großem Druck. Viele leisten Überstunden. Aus Dank will man sie jetzt umsonst arbeiten lassen, kürzt ihnen das Urlaubsgeld und weitet die Arbeitszeiten bis Samstag aus und streicht ihnen die Mehrarbeitszuschläge zusammen“, so Jonas Künkel von der IG Metall Bad Kreuznach.

Die IG Metall hat Verständnis für die schwierige Situation der Autohäuser und Werkstätten in der Coronakrise. Aber Corona vorzuschieben ist eine Ausrede, denn die Tarifverträge wurden schon im Januar – also vor der Coronakrise in Deutschland – gekündigt. Jonas Künkel: „Ich frage mich, welches Modernitäts-Verständnis die Arbeitgeber haben?  Die Forderungen der Arbeitgeber lösen die Probleme der Branche nicht und gehen zudem komplett an den Bedürfnisse der Beschäftigten vorbei“.

Gerade in der Corona-Zeit benötigen die Beschäftigten eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und keine 45-Stunden-Woche! „Wie soll sich ein Beschäftigter, bei einem erneuten Lock-down von Schulen und Kindergärten, um seine Kinder kümmern, wenn er 45 Stunden in der Woche arbeiten soll und Samstag auch noch in die Werkstatt muss?  Das dies auch anders geht, zeigen unsere Vereinbarungen in der Metallbranche. Dort haben die Beschäftigten zusätzliche bezahlte freie Tage für ihre Familien bekommen. Die Arbeitszeitverlängerungen werden letztlich zu massenhaften Kündigungen im KFZ-Handwerk führen, da die Arbeit von weniger Beschäftigten mit längeren, kostenlosen Arbeitszeiten geleistet werden kann“, vermutet Ingo Petzold, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Bad Kreuznach.

Die IG Metall Bad Kreuznach kündigt Widerstand gegen das Horror-Paket der Arbeitgeber an.

Von: hhh

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